Mit diesem Blogpost möchten wir einen Einblick in unsere Bemühungen geben und eine Antwort auf die sehr oft gestellt Frage nach der Kompatibilität von AVM FRITZ!Fons an der EVENTPHONE Anlage liefern.
Das AVM Fritz!Fon.
Viele Menschen haben auf Events, per E‑Mail, Ticket oder Twitter nach nach der Kompatibilität von AVM Fritz!Fons mit der EVENTPHONE Telefon-Anlage gefragt. Bisher hatten wir das DECT-Netzwerk auf Basis einer Alcatel Telefon-Anlage betrieben. Hier gab es eine grundsätzliche Inkompatibilität zu Fritz!Fons.
2016 gab es eine Bemühung von AVM diesen Zustand zu ändern. Die Anstrengungen dazu sind allerdings im Sande verlaufen. Ein Debugging ohne entsprechende Diagnose-Fimware für die Telefone von AVM gestaltete sich sehr problematisch.
Das automatische Zeitalter.
Mit der bisherigen DECT-Anlage musste jedes der 2.500 Endgeräte beim letzten Congress manuell durch Helpdesk-Engel angemeldet werden. Diese Situation hat sich durch die wachsende Anzahl an Endgeräten zugespitzt. Ein erster Schritt zum letzten Congress war die Einführung eines Warteschlangensystems. Das hat den Engpass der Registrierung etwas entschärft, weil die Leute nicht mehr zwei Stunden in der Warteschlange warten mussten, sondern Zeitfenster bekommen haben, in denen sie ihr Gerät anmelden konnten. Das eigentliche Problem wurde damit allerdings nicht gelöst. Es musste eine radikalere Lösung für die Anmeldung her. Technisch bedingt, war diese Lösung mit der bisherigen DECT-Anlage nicht möglich, weshalb wir nach einem neuen DECT-System gesucht haben, dass eine parallele Anmeldung von Endgeräten zulässt. Gleichzeitig sollten bis zu 10.000 Endgeräte und eine große Anzahl von DECT-Basen inkl. Handover unterstützt werden. Entstanden ist ein vollständig automatisierter Anmelde-Prozess und eine komplett neu entwickelte Telefon-Anlage auf Basis von Yate und dem eiem neuen DECT-System. Details zur neuen Anmeldung finden sich hier: Die neue DECT-Anmeldung.
Neue Technologie und Ihre Folgen.
Verbunden mit einer Änderung unserer zentralen Komponente, der Telefonanlage, sind alle bisherigen Informationen zur Kompatibilität von Endgeräten neu zu erforschen gewesen. Bei ersten Tests hat uns positiv überrascht, dass z. B. bisher inkompatible Panasonic Endgeräte auf einmal funktionierten. Auch die bisher sehr gut kompatiblen (Siemens) Gigaset Telefone funktionierten, ebenso die System-Spezifischen Alcatel DECT-Telefone. Da es im Umfeld der von uns besuchten Veranstaltungen viele technikaffine Menschen gibt, die zu Hause AVM Geräte nutzen, hatten wir die Hoffnung diese nun integrieren zu können. Hoffnungsvoll packten wir das AVM Fritz!Fon aus meldeten es an einer Fritz!Box an und installierten die aktuelle Firmware.
Das Fritz!Fon war wegen des Firmware-Updates bereits an der AVM Fritz!Box angemeldet. Daher haben wir zuerst die Funktionalität per SIP getestet. Anrufe funktionieren wie erwartet in beide Richtungen inkl. Audio. Die Informationen zum Anrufer wurden komplett dargestellt.
Anmeldung am Eventphone DECT-System.
Als nächstes haben wir das Fritz!Fon an unserem neuen DECT-System angemeldet. Die gute Nachricht ist, dass eine Anmeldung grundsätzlich funktioniert hat. Die schlechte Nachricht ist, die Rufnummeranzeige funktioniert nicht wie erwartet. Test-Anrufe in beide Richtungen zeigen, dass Anrufe nur mit “Intern” signalisiert werden. Es wird keine Rufnummer übertragen.
Der Teufel steckt im Detail.
Das neue DECT-System kennt zwei Entitäten, zum einen Geräte und zum anderen Benutzer. Wenn ein Gerät mit einem Benutzer verknüpft ist, kann das Gerät mit der Rufnummer des Benutzers verwendet werden. Diese Verknüpfung kann manuell oder durch ein “Login” am Endgerät erfolgen. Dazu wird ein Feature-Code gewählt und das Endgerät fragt nach einem PIN. Hier ist uns ein weiteres Detail aufgefallen: das Fritz!Fon sendet als PIN ohne Nutzer-Rückfrage immer statisch 1234.
Eine Zeitreise zum Anfang des Jahres.
Das Problem mit der Darstellung von Rufnummern war uns wichtiger als der Login-Prozess. Die Anmeldung von DECT-Geräten erfolgt per Token und benötigt nicht den DECT Feature-Code. Um das Problem der Rufnummern-Darstellung zu klären, haben wir uns im Februar an AVM gewandt, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Zunächst hat AVM auf den Einsatzzweck von Fritz!Fons im Heimbereich und nicht an Business-Telefonanlagen aufmerksam gemacht. Es entwickelte sich jedoch ein Dialog, der im April damit endete, dass wir einen DECT-Trace (einen Mitschnitt der übertragenen Daten) übermitteln sollten. Dazu haben wir einen ersten Versuch mit einem DECT-Sniffer auf dem Easterhegg 2018 unternommen, welcher leider nicht von Erfolg gekrönt war. In der Zwischenzeit ging die Entwicklung unserer Telefonanlage weiter und wir lernten die Tools des neuen Systems besser kennen. In der Vorbereitung zum Congress haben wir eine Möglichkeit gefunden aus unserem DECT-System heraus einen Mitschnitt (Trace) der Kommunikation zwischen PP (Portal Part / Fritz!Fon) und einem RFP (Radio Fixed Part / Antenne) zu erzeugen.
Damit sind wird dann wieder in die Kommunikation mit AVM eingestiegen. Das Trace-Format ist eher umständlich zu interpretieren. Zum genauen Verständnis muss man muss die Dokumentation des DECT-Standards zu Rate ziehen: EN 300 175–5 – V2.4.0 Seite 108. Wir haben den Anruf-Aufbau mit einem GAP-Konformen Endgerät aufgezeichnet und AVM bereitgestellt.
03 SETUP
05 08 80 B0 10 02 EA 6C ED E6
06 06 A0 A0 10 2A F1 2C
E0 80
E4 40
6C 17 40 80 32 30 30 33 20 74 68 6F 6D 61 73 44 4F 54 77 74 66 20 53 49 50
Die erste Idee zur Lösung.
Die Rückmeldung hat nicht lange auf sich warten lassen. Schon am nächsten Tag haben wir eine Antwort bekommen, die darauf hindeutete, dass die folgende Rufnummern-Anzeige nicht funktioniert, weil die Rufnummer Buchstaben enthält und sehr lang ist. Genauer gesagt, war dies der Inhalt des Information Element für die Calling Party Information der aufgezeichneten Kommunikation:
- 6C (Information Element Type: Calling Party Number)
- 17 (Content Length: 23 byte)
- 40 (Number Type: Subscriber Number, Numbering Plan: Unknown)
- 80 (Presentation indicator: Presentation allowed, Screening indicator: User-provided, not screened)
- 32 (2) 30 (0) 30 (0) 33 (3) 20 (space) 74 (t) 68 (h) 6F, (o) 6D (m) 61 (a) 73 (s) 44 (D) 4F (O) 54 (T) 77 (w) 74 (t) 66 (f) 20 (space) 53 (S) 49 (I) 50 (P)
Die Anzeige sollte also 2003 thomasDOTwtf SIP lauten. Angezeigt wurde jedoch Intern.
Der erneute Test.
Auf Basis des Feedbacks zu unserem ersten Mitschnitt haben wir einen weiteren Test durchgeführt. Diesmal ohne Buchstaben und mit einer deutlich kürzeren Rufnummer. Wir haben den Inhalt durch eine Dummy-Nummer ersetzt, die vom Format her einer Mobilfunknummer entspricht. Die Reaktion des Fritz!Fons blieb unverändert. Anrufe wurden weiterhin mit “Intern” signalisiert.
03 SETUP
05 08 80 B0 10 02 EA 6C ED E6
06 06 A0 A0 10 2A F1 2C
E0 80
E4 40
6C 0D 40 80 30 31 37 32 30 30 30 30 30 30 30
7C 04 80 02 00 84
- 6C (Information Element Type: Calling Party Number)
- 0D (Content Length: 13 byte)
- 40 (Number Type: Subscriber Number, Numbering Plan: Unknown)
- 80 (Presentation indicator: Presentation allowed, Screening indicator: User-provided, not screened)
- 30 (0) 31 (1) 37 (7) 32 (2) 30 (0) 30 (0) 30 (0) 30 (0) 30 (0) 30 (0) 30 (0)
Die Anzeige sollte also 01720000000 lauten. Angezeigt wurde jedoch wieder Intern. Die Aussage, dass es am Inhalt des Feldes liegt war also nicht korrekt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber sie stirbt!
Eine Antwort ließ erneut nicht lange auf sich warten. Allerdings nicht mit dem gewünschten Ergebnis. Das Fritz!Fon legt in das Alerting-Pattern (E4 40) eine Semantik die beim Pattern 0 das Auswerten weiterer Info-Elemente aus der SETUP-Nachricht ignoriert. Der Standard EN 300 175–5 – V2.4.0 Seite 97 sieht dieses Vorgehen allerdings nicht vor. AVM nutzt oder interpretiert an dieser Stelle den Standard so, dass die Geräte nicht an Anlagen funktionieren können, die den Standard wie beschrieben implementiert haben. Warum AVM das so macht ist uns nicht bekannt.
Nachdem wir das so erläutert hatten, gab es keine weitere technische Diskussion. Die Kommunikation mit der Pressesprecherin von AVM war sehr freundlich und zügig. Unser Wunsch nach einen Telefonat mit der Fachabteilung, um mögliche Alternativen zu besprechen (die es aus unserer Sicht gibt), wurde von AVM mit der Begründung: nicht möglich abgelehnt. Es wurde auf die Mitteilung vom Februar verwiesen, in der uns bereits geschrieben wurde, dass FRITZ!Fons nur für den Heimgebrauch an der Fritz!Box und nicht für die Verwendung an einer Business-Telefonanlage konzipiert sind.
Leider konnten wir AVM nicht davon überzeugen, ihre DECT Geräte außerhalb des FRITZ!Box Universums nutzbar zu machen. Vielleicht ändert die Firma ihre Meinung, wenn Sie über Twitter oder ihre Supportkanäle erfahren, wie viele ihrer Kundinnen und Kunden ein FRITZ!Fon an der EVENTPHONE Anlage verwenden möchten. Mit einem Softwareupdate wäre das zu bewerkstelligen. Die aktuelle Software der Telefone ist im Moment so gestaltet, dass die Benutzung mit anderen Systemen nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir AVM Geräte leider nicht unterstützen. Welche Geräte funktionieren könnt ihr in unserem Wiki sehen: DECT Phone Compatibility List (since 2018).
Thomas ist Eventphone Fullstack Entwickler und gehört seit Jahren zum Team. Er liefert aber nicht nur Code und administriert das Blech, sondern ist auch im Kundensupport, der Logistik, im Backoffice sowie im Marketing und der “Unternehmenskommunikation” aktiv.